Veranstaltung: | Mitgliederversammlung, 18.11.2023, 10:30 Uhr |
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Tagesordnungspunkt: | 4. Beschlussfassung Wahlprogramm |
Antragsteller*in: | Vorstand des KV Trier (dort beschlossen am: 10.11.2023) |
Status: | Eingereicht |
Antragshistorie: | Version 2 |
A4: Klima, Umwelt & Energie
Text
Klima und Umwelt
Trier ist eine grüne Stadt. Im Vergleich mit anderen Großstädten in Rheinland-
Pfalz gibt es auch im Innenstadtbereich große Parkflächen und durch den Grünzug
des Alleenrings kühlende Areale die auch der innenstadtnahen Erholung dienen.
Dennoch gilt Trier mit seiner Talkessellage als eine der sich am stärksten
erwärmenden Städte. Mit 1,6° Erwärmung zur vorindustriellen Zeit hat Trier die
Klimaziele von Paris schon gerissen. Klimaschutz ist eine gesamtstädtische
Querschnittsaufgabe. Hier geht es um das Stadtklima, also des Mikroklimas in den
einzelnen Bereichen von Trier. Es geht um aufgeheizte Flächen und zugebaute
Kaltluftschneisen. Es geht aber auch um CO2-sparsames oder gar bindendes Bauen.
Um die Reduktionen der CO2-Belastungen durch Mobilität und Gebäudewärme.
Die bisherige Anzahl und der Aufbau der Grünflächen und Plätze werden den
Herausforderungen des Klimawandels nicht gerecht. Die einzelnen Grünflächen sind
nicht miteinander verbunden, so dass ein Austausch von Flora und Fauna zwischen
den Grüninseln nur schwer möglich ist. Bei der Gestaltung der städtischen Plätze
lag das Augenmerk in der Vergangenheit auf architektonischer Aufgeräumtheit
statt auf mikroklimatischen Aspekten. Die Gestaltung von Gebäuden und
Baugebieten erfolgte allzu oft allein unter dem gestalterischen Blickwinkel und
zu selten unter den funktionalen Möglichkeiten der nachhaltigen
Stadtentwicklung.
Unsere konkreten Forderungen sind daher:
- Wir brauchen eine Vernetzung der städtischen Grünflächen zu einem
Biotopverbund.
- Die Entsiegelung von Plätzen muss weiter vorangetrieben werden. Die Plätze
müssen begrünt und mit klimaresilienten Gehölzen und Bäumen versehen
werden, um so die ökologische und auch die Aufenthaltsqualität zu
steigern. Bei großen Plätzen, die nicht in Gänze entsiegelt werden können,
sollen Grüninseln geschaffen werden. Ein starker Fokus muss auf der
Rückhaltung von Regenwasser liegen. Dies hilft zum einen der
Folgenabmilderung von Starkregenereignissen und neben einem Kühlungseffekt
auch der dauerhaften Bewässerung der Grünflächen.
- Die digitalen Möglichkeiten der Erfassung von Bodenfeuchte und Trockenheit
müssen flächendeckend zur Optimierung der Bewässerung, aber auch für ein
langfristiges Monitoring eingesetzt werden.
- Wir brauchen einen digitalen Zwilling der Stadt mit allen klimarelevanten
Daten, damit Bauvorhaben auch auf ihre mikroklimatischen und ökologischen
Auswirkungen schnell bewertet werden können.
- Ausgleichsflächen sollen möglichst in direkter Nähe von Neubauten
entstehen.
- Die Möglichkeiten die Bebauungspläne, das Baugesetzbuch und die Satzungen
der Stadt Trier bieten sollen vollumfänglich ausgeschöpft werden um Dach-
und Fassadenbegrünung umzusetzen.
- Trier braucht eine Grünflächengestaltungssatzung die den Erhalt und Aufbau
klimaresilienter Gärten und Flächen sorgt und Versiegelung vermeidet.
Außerdem sollen für die Bürger und Bürgerinnen unserer Stadt
Beratungsangebote geschaffen werden, die ihnen helfen ihre Gärten und
Grundstücke klimaresilient und insektenfreundlich zu gestalten. Dadurch
sollen Schottergärten vermindert werden.
- Sowohl die untere Naturschutzbehörde als auch das Forstamt müssen
personell aufgestockt werden, damit die vielfältigen Aufgaben bewältigt
werden können.
- Wir setzen uns dafür ein, dass an Silvester an einem zentralen Platz der
Innenstadt eine kombinierte Licht-, Laser- und Soundshow veranstaltet
wird, um so die Verwendung von Feuerwerk in der Innenstadt zu reduzieren
und gleichzeitig Gefährdungen vorzubeugen.
- Um Klimawandelanpassung gezielt zu planen und umzusetzen, möchten wir
einen kontinuierlichen Prozess zur Klimarisikoanalyse starten und auf
dieser Basis gemeinsam in Rat und Verwaltung fortlaufend geeignete
Maßnahmen erarbeiten und umsetzen.
- Wir brauchen ein Umweltamt. Die meisten Kommunen haben schon seit
Jahrzehnten ein eigenständiges Umweltamt in dem die Belange gebündelt
werden. Trier stellt hier eine unrühmliche Ausnahme dar.
Tierschutz
Grünflächen sowie deren Vernetzung sind knapp – und damit auch Rückzugsräume für
Tiere. Sie werden zu häufig aus ihrem Lebensraum verdrängt. Haustiere werden
nicht immer artgerecht gehalten, ausgesetzt oder auf andere Weise misshandelt.
Unsere Stadtratsfraktion hat es gemeinsam mit weiteren Fraktionen erreicht, dass
Zirkusunternehmen oder vergleichbaren Einrichtungen sich vertraglich
verpflichten, Wildtiere jeglicher Art weder mitzuführen noch zur Schau zu
stellen. Denn wir Menschen müssen unserer Verantwortung für die Tierwelt gerecht
werden. Deshalb ist uns GRÜNEN der Tierschutz ein wichtiges Anliegen.
Unsere konkreten Forderungen sind:
- Das Trierer Tierheim muss erhalten bleiben und in die Lage versetzt werden
seine Aufgaben uneingeschränkt wahr zu nehmen.
- Die Stadt erstellt Leitlinien, die den Bürger*innen im Umgang mit
verletzten (Wild-)Tieren hilft. Zudem muss der Bekanntheitsgrad der
Wildtierstation in Wiltingen gesteigert werden, da dort wertvolle Arbeit
geleistet wird. Die Stadt muss in interkommunaler Zusammenarbeit neben dem
Tierheim auch die Wildtierstation mit ausreichenden finanziellen Mitteln
ausstatten.
- Die Kooperation und gemeinsame Finanzierung des Tierheims durch die Stadt
Trier, den Landkreis Trier-Saarburg und die Verbandsgemeinden muss
verstärkt werden.
- Auch in Trier kommen zu viele ungewollte Katzenbabys auf die Welt. Nicht
wenige von ihnen werden ausgesetzt, landen im Tierheim oder werden
getötet. Um dies zu vermeiden, muss die Verwaltung endlich eine
Katzenschutzverordnung im Sinne des § 13b des Tierschutzgesetzes erlassen.
Energie
Schon früh hat Trier den Wert erneuerbarer Energien für sich entdeckt. Der
Beschluss, dass der Stromverbrauch der Stadt Trier zu 50% aus Erneuerbaren, die
in der Region erzeugt werden, gedeckt wird ist erreicht. Gerade während der
Hochpreisphase an den internationalen Strombörsen konnten unsere Stadtwerke mit
einem moderaten Strompreis gegenhalten. Wind und Sonne gehören zu
kostengünstigsten Energiequellen. Auch wenn der Ausbau der erneuerbaren Energien
in den kommenden Jahren weiter ansteigt, liegt noch ein weiter Weg bis zur
Klimaneutralen Stadt vor uns. Neben dem Strom, der nur einen kleinen, aber
wachsenden Teil unseres Energiekonsums darstellt, liegt eine große
Herausforderung in der Bereitstellung von nachhaltiger Wärme.
Beim Strom sind unsere konkreten Forderungen daher:
- Weiterer und verstärkter Ausbau von Wind- und Sonnenstrom in unserer Stadt
und der Region.
- Fortschreibung des städtischen Flächennutzungsplans im Teilbereich
Fotovoltaik. Öffentlich zugängliche Karten mit Vorranggebieten für
Photovoltaik, die nach den bundesgesetzlichen Änderungen einen
vereinfachten Zubau an Solaranlagen erlauben.
- Beschleunigung der Windkraftvorhaben auf städtischem Gebiet.
- Umsetzung des Ratsbeschlusses, städtische Gebäudedächer und Fassaden, wo
möglich, mit Solarkollektoren zu versehen. Diese sollen möglichst mit
einer Dach- oder Fassadenbegrünung kombiniert werden.
- Anreize schaffen für Besitzer und Besitzerinnen von E-Autos diese für
bidirektionales Laden zur Verfügung zu stellen.
- Aufbau von Speicherkapazitäten für erneuerbaren Strom. Hier darf aber
nicht allein auf die Speicherung durch Umwandlung in Wasserstoff gesetzt
werden, sondern technologieoffen weitere Möglichkeiten sind mit
einzubeziehen. Beispielhaft ist die Speicherung über Batteriespeicher zu
nennen.
- Städtische Liegenschaften sind in ihrer Energieeffizienz zu steigern. Der
Verbrauch von Strom muss deutlich gesenkt werden. Neben der Umrüstung auf
LED und smarte Steuerung von Licht müssen auch andere technische Anlagen
(z.B. Pumpen, Server, und andere ständig laufende Anlagen) auf ihren
Stromverbrauch hin untersucht werden.
- Die Bestrebungen der Stadtwerke Trier durch Lastverschiebungen eine
intelligentere und bedarfsorientierte Nutzung des Stroms herzustellen,
sind zu unterstützen.
- Oberflächenparkplätze sind, wo sinnvoll, mit Fotovoltaik zu überdachen.
- Die Kopplung der unterschiedlichen Sektoren des Energieverbrauchs und der
Energieerzeugung ist weiter voranzutreiben. Insbesondere im Bereich der
Wärmeversorgung.
Bei der Wärme sind unsere konkreten Forderungen daher:
- Zügige Fertigstellung des kommunalen Wärmeplans. Hier gilt es sämtliche
Verbraucher von Wärmeenergie, sowie sämtliche Erzeuger von Wärmequellen in
der Stadt zu erfassen.
- Stadt und Stadtwerke sollen schon vor endgültiger Fertigstellung des
kommunalen Wärmeplans einzelne Quartiere identifizieren bei denen jetzt
schon die Versorgungsart feststeht (z.B. Mariahof = Nahwärme), oder bei
denen absehbar ist welche Versorgung wahrscheinlich kommt. Für diese
Quartiere sollen vorab Konzepte erstellt und die Förderungen des Bundes
dafür beantragt werden. Ziel ist es den Bürgerinnen und Bürgern schnell
Handlungssicherheit zu geben.
- Der Ausbau von Biomethan und Umwandlung von Wasserstoff zu Bioerdgas ist
zu verstärken. Das so gewonnene klimaneutrale Gas soll über die
Sektorenkopplung zum einen für die Bereitstellung von nachhaltiger Wärme
als auch zur Abdeckung von Spitzenlastzeiten beim Strom dienen.
- Der Einsatz von Großwärmepumpen soll forciert werden. Dadurch können wie
im parQ54 in Trier-West Energiequellen wie Abwasser genutzt werden. Auch
Flusswärmepumpen in der Mosel können so Wärme an die naheliegenden Gebäude
abgeben. Durch den Einsatz von Großwärmepumpen und damit verbundenen
Nahwärmenetzen können vielen Bürgerinnen und Bürgern Investitionskosten
erspart werden.
- Die städtischen Gebäude sollen klimaneutral umgebaut werden. Hier ist auf
der einen Seite auf Effizienz (Dämmung) und auf der anderen Seite auf
Erzeugung mit Wärmepumpen, Blockheizkraftwerken oder Solarthermie zu
setzen. Wo möglich sollen die Wärmeerzeuger so dimensioniert werden, dass
umliegende private Gebäude mitversorgt werden können.
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