Veranstaltung: | Mitgliederversammlung, 18.11.2023, 10:30 Uhr |
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Tagesordnungspunkt: | 4. Beschlussfassung Wahlprogramm |
Antragsteller*in: | Vorstand des KV Trier (dort beschlossen am: 10.11.2023) |
Status: | Eingereicht |
Antragshistorie: | Version 4 |
A7: Kultur, Ehrenamt, Vielfalt & Sport
Text
Bildung für alle – ein ganzes Leben lang
GRÜNE Bildungspolitik steht für Bildungsgerechtigkeit und lebenslanges Lernen,
für ein niedrigschwelliges und inklusives Lernen. Bildungsgerechtigkeit bedeutet
für uns, dass Menschen, ob mit oder ohne Behinderung, unabhängig von ihrem
Geschlecht, ihrer Herkunft, Religionszugehörigkeit, sexuellen Orientierung oder
finanzieller Mittel Zugang zu Bildung und die gleichen Chancen für ein
selbstbestimmtes Leben und Teilhabe an unserer Gesellschaft erhalten.
Inklusion ist ein Schlüssel für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft und
grundlegend für gelebte Demokratie. Inklusion sollte daher Ziel und Auftrag
kultureller Bildungspraxis sein. Durch einen barrierefreien Zugang zur Kultur
soll die Teilhabe für alle gewährleistet werden.
Deshalb fordern wir konkret:
- Stärkere Vernetzung von Schule und Kultur im z.B. offenen Ganztag (Museen,
Kunstschule, Musikschule, Bibliothek, Theater) sowie auch im Rahmen von
Ferienprogrammen.
- Alle Kinder und Jugendlichen sollen partizipieren können. Ein
Kostenbeitrag für Ferienprogramme sollte an die Einkommensstärke der
Eltern gekoppelt werden.
- Wir wollen einen partizipativen und niederschwelligen Zugang für alle
Kinder und Jugendlichen. Unser Ziel ist die Stärkung und Festigung der
Demokratie durch frühzeitige Bildungsangebote.
Informelle und non-formale Bildung
Bildung endet nicht mit dem Schulabschluss, sie umfasst vielmehr nahezu alle
Bereiche der Gesellschaft: ob im Beruf, im Ehrenamt oder in der Freizeit –
überall können wir etwas dazulernen, jeden Tag. Wir GRÜNE möchten allen
Bürger*innen die Teilhabe am lebenslangen Lernen ermöglichen. Dazu steht in der
Stadt Trier ein breites Angebot zur Verfügung, das für jeden zugänglich und
finanzierbar sein muss.
Konkret fordern wir:
- Informelle und non-formale Bildung muss für Kinder und Jugendliche
kostenfrei sein.
- Wir wollen Bibliotheken als „dritte Orte“ ausbauen. Wir benötigen sie als
Begegnungs- und Erlebnisorte demokratischer Kultur.
- Wir setzen uns für freien Zugang zu den städtischen Museen und Sammlungen
wie das Städtische Museum Simeonstift und die Schatzkammer in der
Weberbach für Besucher*innen unter 18 Jahren ein.
Kampf gegen Rechts
Wir GRÜNE setzen uns ein für eine Gesellschaft, in der alle frei leben können.
Wir treten ein gegen Intoleranz und Hass, gegen Ausgrenzung und Vorverurteilung.
Wenn wir als Kommune lernen, Vielfalt als kulturellen, gesellschaftlichen und
wirtschaftlichen Reichtum zu begreifen, schützen wir uns gegenseitig vor Gewalt,
Hetze, Ausgrenzung, Frauenhass, Queerfeindlichkeit und Rassismus.
Im Kampf gegen Rechts und gegen Demokratiegegner*innen setzen wir auf
Demokratiebildung von Anfang an und eine starke Zivilgesellschaft, denn dieser
Kampf ist die Aufgabe von uns allen. Ob im Internet oder auf der Straße, ob in
sozialen Netzwerken oder am Stammtisch: Wir stellen uns rechten Parolen und
Ideologien entgegen und räumen faktenbasiert Verschwörungstheorien aus dem Weg.
Unser Ziel ist es, den öffentlichen Raum keinen Fuß breit den
Rechtsextremist*innen, Reichsbürger*innen und Verschwörungsanhänger*innen und
rassistischen Parteien zu überlassen.
Hierfür stehen wir:
- Wir GRÜNE unterstützen die Demokratiebildung in den städtischen
Bildungsprogrammen, damit der Umgang mit Desinformation geübt wird und
Bürger*innen überzeugt für unsere Demokratie einstehen.
- Wir werden gezielt lokale Projekte wie Buntes Trier, gemeinsam gegen
Rechts, die Arbeitsgemeinschaft Frieden u.a. aus der Zivilgesellschaft
gegen Rechts stärken, lokale Bündnisse schmieden und ausbauen.
- Wir werden gesellschaftliches Engagement, insbesondere Vereinsleben und
gemeinschaftliche Aktivitäten von jungen Menschen fördern.
- Wir werden bei Aufmärschen, Demonstrationen oder Veranstaltungen von
Rechten Präsenz zeigen und die Gegenbewegung unterstützen oder initiieren.
- Wir GRÜNE setzen uns dafür ein, dass auf der Homepage unserer Stadt
Hinweise und Informationen zur Betroffenenberatung, Hilfetelefonen und
Meldestellen verfügbar sind.
- Wir treten Hass und Hetze gegen Ehrenamtliche und kommunale
Mandatsträger*innen auch im Netz entschieden entgegen und wollen
Beratungsangebote für digital erfahrene Gewalt schaffen.
- Rassismus trifft uns nicht alle, aber er geht uns alle an. Wenn wir als
Kommune lernen, Vielfalt als kulturellen, gesellschaftlichen und
wirtschaftlichen Reichtum zu begreifen, schützen wir uns gegenseitig vor
Gewalt, Hetze, Ausgrenzung, Frauenhass, Queerfeindlichkeit und Rassismus.
- Wir stehen für den Kampf gegen Diskriminierung und Rassismus und für die
Ächtung des N-Worts in allen politischen Gremien, in Verwaltung und
Institutionen, um Schwarzen, Indigenen and People of Color (BIPoC) ein
friedvolles und diskriminierungsfreies Leben in Trier zu ermöglichen.
- Rechtsextremismus wird dort gestärkt, wo demokratische Kräfte mit seinen
Akteur*innen zusammenarbeiten. Wir arbeiten nicht mit Rechtsextremen
zusammen – sei es im Rat oder anderswo.
Kultur für alle
Kultur ist ein existenzieller Baustein unserer Demokratie. Sie ist für die
Gesellschaft ein Ort der Reflexion, der Begegnung, des Zusammenhaltes und für
die/den Einzelne*n zentral für die Entwicklung der Persönlichkeit. In der
UNESCO-Welterbe- und Kulturstadt Trier ist sie gleichzeitig auch Privileg und
Verantwortung sowie Tourismus-, Standort- und Wirtschaftsfaktor, deren
Attraktivität Trierer Unternehmen insbesondere im Wettbewerb um knappe
Fachkräfte unterstützt.
Wir wollen Nachhaltigkeit in der Kultur und bei Veranstaltungen stärken. Die
Vergabe von Fördermitteln und die Auftragsvergabe bei städtischen
Veranstaltungen werden an Nachhaltigkeitskriterien geknüpft, wie Nutzung
wiederverwertbarer Materialien, Müllvermeidung und Stromsparmaßnahmen. Die
Verwaltung soll hierfür Richtlinien sowie Good-Practice-Beispiele grüner Kultur
und beispielhafte Nachhaltigkeitskonzepte erstellen.
Kultur in Trier ist auch grenzüberschreitend: Die vielfältigen Aktivitäten
verbinden unterschiedliche Kulturen und Nationen, fördern das Zusammenleben und
das soziale Miteinander. Kultur bildet, regt die Kreativität an, verknüpft
Geschichte und Gegenwart und wirkt identitätsstiftend. Sie strahlt über die
Stadt- und Landesgrenzen hinaus und macht Trier sowohl für seine Einwohner*innen
als auch für Tourist*innen attraktiv und lebenswert.
Wir sind stolz auf die Trierer Tuchfabrik, mit rund 70.000 Besucher*innen im
Jahr das größte soziokulturelle Zentrum in Rheinland-Pfalz. Und auf das
besondere Rechtskonstrukt: Die Stadt finanziert das hauptamtliche Personal, der
Tuchfabrik Trier e.V. und seine 34 Mitgliedsvereine aus der gesamten Bandbreite
der Kultur beleben das das Kultur- und Kommunikationszentrum mit Comedy und
Kabarett, Musik, Tanz, Theater, Bildende Kunst und Fotografie – ein Beispiel von
Kultur von unten „von Allen für Alle“ und jenseits elitärer Kulturbegriffe. Wir
freuen uns, dass die Stadt nun endlich die lange notwendige Sanierung des Hauses
angeht und einen lange notwendigen Veranstaltungsraum für rund 400 Personen neu
errichtet
Es ist uns ein Anliegen, das facettenreiche Trierer Kulturangebot auch in
Zukunft zu stärken. Dabei wollen wir die verfügbaren finanziellen Mittel gezielt
einsetzen und auch das Engagement der Menschen fördern, die sich ehrenamtlich in
die Kulturarbeit einbringen wollen. Wir setzen uns dafür ein, dass alle
Einwohner*innen unabhängig von ihrer Mobilität, ihres sozialen Umfeldes und
ihrer finanziellen Möglichkeiten die kulturellen Angebote nutzen können. Die
vielfältigen öffentlich zugänglichen Kultur- und Bildungsangebote von
Universität und Hochschule wollen wir stärker in der Stadt und für ihre Bürger
präsent machen, Kooperationen wie z.B. das Kultursemesterticket fortsetzen und
über die Einbeziehung der Solidarkarte und des Semestertickets ausbauen. Kultur
ist für uns GRÜNE kein Luxus, sondern ein elementares menschliches Bedürfnis,
das es zu fördern gilt. Dabei setzen wir uns im Besonderen für die Förderung
derer ein, die nicht auf ein Massenpublikum setzen können und dennoch einen
wichtigen kulturellen Beitrag leisten.
Wir fordern konkret:
- Das Theater Trier ist für uns elementarer Bestandteil der Trierer
Kulturszene. Wir bekennen uns daher zum Trierer Theater als
Dreispartenhaus mit dem Bürgertheater und dem Kinder- und Jugendchor und
streiten für den Erhalt jener Institution in seiner heutigen Form. Wir
halten an den Plänen der Sanierung des Gebäudes fest und wollen das
Theater zukunftsfähig machen – energetisch, technisch, barrierefrei. Wir
begrüßen, dass sich das Theater auf den Weg gemacht hat, auch mit
niedrigschwelligen Angeboten wie dem Fringe-Festival in der Stadt
präsenter zu sein.
- Kultur schützt das Klima: Wir setzen uns für eine dauerhafte
Aktualisierung des Leitfadens für Nachhaltige Veranstaltungen der Stadt.
Neben der Energieeffizienz soll auch der Zero-Waste-Gedanke eingearbeitet
werden. Weiterhin soll es eine Verpflichtung zur Umsetzung geben.
- Kultur ist nachhaltig: Jede Veranstaltung hinterlässt einen CO2-
Fußabdruck, der ihre Nachhaltigkeit beschreibt und messbar macht. „Die
Lokale Agenda 21 hat einen Leitfaden zu nachhaltigen Veranstaltungen
erarbeitet. Beginnend von der klimafreundlichen Anreise über das Catering
bis zu Müllmanagement und energieeffizienten Veranstaltungstechnik.
Kulturräume
Räume sind in unserer Stadt leider knapp. Daher benötigen wir mehr Nischen- und
Umnutzungsangebote bzw. -projekte, die ein größeres Angebot fördern und
ermöglichen.
Wir fordern konkret:
- Wir setzen uns für kulturelle Vielfalt ein; für den Erhalt von Clubs,
Spielstätten, Musikkneipen und soziokulturellen Zentren.
- Wir müssen künftig neue Wege gehen, in dem wir bei neuen Baugebieten den
Bedarf für Kultur von Anfang an mitdenken (Probe-, Ateliers,
Ausstellungsräume und Treffpunkte).
- Die Trierer Kulturszene benötigt dringend Probe- und Atelierräume sowie
Werkstätten. Wir möchten sie bei der Suche unterstützen.
- Langfristig ungenutzte Liegenschaften der Stadt sollen in einer
Kooperation von Stadt und Kulturschaffenden kostenneutral zur
experimentellen kulturellen Nutzung zur Verfügung gestellt werden. Dabei
soll ein planungsrechtlicher Schutz vor Verdrängung eingeführt werden.
- Das Kulturspektrum im Keller des historischen Palais Walderdorff am
Domfreihof als interdisziplinärer Konzeptraum ist ein Beispiel, wie
Aufführungsräume genutzt und angeboten werden können. Räume zum Mitmachen,
Teilhaben, selber Gestalten. Um dies zu ermöglichen, ist es wichtig, das
Kulturspektrum so auszustatten, dass die Kulturschaffenden nicht selbst
für die Technik, Beleuchtung und Tontechnik, sorgen zu müssen. Wir wollen
den Fortbestand des Kulturspektrums sichern und weitere neue
Veranstaltungsräume schaffen.
Das Exhaus – es fehlt
Das Exhaus ist ein identitätsbildender Ort für Kinder- und Jugend(-sozial)arbeit
in Trier-Nord und die größte Jugend- und Jugendkultureinrichtung in Rheinland-
Pfalz gewesen. Seit Anfang Februar 2019 ist es als Identitäts- und Kulturort
alternativlos weggefallen.
Mehr als 5000 Menschen aus der Stadt Trier haben sich bei einem Bürgerbegehren
für den Erhalt und Weiterbetrieb des Exhauses eingesetzt. Diese insbesondere
jungen Menschen werden von der Verwaltung nicht gehört, aktive Bürgerbeteiligung
wird mit Füßen getreten. Wenn wir mehr Demokratie möchten, ist das der falsche
Weg und somit auch ein Grund für steigende Wähler*innen-Verdrossenheit.
Wir fordern daher:
- Wir GRÜNE setzen uns ein für die Umsetzung des Ratsbeschlusses vom
06.10.2020 „Neue Trägerstruktur für das Exhaus mit Kinder- und
Jugendarbeit unter einem institutionellen Dach“ (gemeinsamer Antrag mit
anderen Stadtratsfraktionen).
- Wir fordern die Stadtverwaltung auf, eine Perspektive für das Exhaus
aufzustellen – baulich und inhaltlich.
- Wir erwarten von der Stadtverwaltung, dass sie ein neues, institutionelles
Konzept erstellt für Jugendarbeit und die Jugendkulturarbeit.
Skatehalle
Wir setzen uns dafür ein, dass der Standort der Skatehalle in der Aachener
Straße erhalten bleibt und setzen uns für eine Ausweitung des Angebots ein
(sportliche Aktivitäten, Cafeteria, Jugendarbeit, Nutzung der ehemaligen Büros
als Proberäume usw.).
Kulturschaffende
Kultur lebt von vielfältiger Kreativität und Professionalität der Menschen, die
sie gestalten.
Deshalb fordern wir konkret:
- Wir setzen uns dafür ein, dass Kunst, Kultur und Kulturpädagogik in Trier
angemessen bezahlt werden, dass freischaffende Künstler*innen aller
Sparten eine auskömmliche und gut vernetzte Arbeitsumgebung finden.
- Wir möchten freischaffende Künstler*innen genauso unterstützen wie
Kultureinrichtungen. Gemeinsam mit vielen Ehrenamtlichen sorgen sie für
die große kulturelle Vielfalt unserer Stadt.
- Wir setzen uns dafür ein, dass die Kommune ehrenamtliche Kultur durch
Beratung und Finanzierung unterstützt.
Freie Szene
Kultur hat einen hohen Stellenwert in Trier. Charakteristisch ist die große
Vielfalt an kulturellen Einrichtungen und Veranstaltungen. Neben den klassischen
Institutionen wie Museen und Theater prägen vor allem die vielen kleineren
Initiativen und Projekte sowie freischaffende Künstler*innen das reiche
Kulturleben in unserer Stadt.
Wir fordern konkret:
- Wir GRÜNEN wollen die Freie Szene nicht nur punktuell fördern, sondern
strukturell, in dem wir Flächen zur Verfügung stellen, die sie selbst
gestalten und sich frei entwickeln kann.
- „Kultur im Quartier“: mehr Räume für Kinder- und Jugendkultur, wie in
Trier-Süd im KuBiQ Eberhardstraße. Die kulturelle Bildung im Quartier auf
andere Stadtteile ausweiten. Denn wenn unsere Stadt wächst und sich
verändert, muss logischerweise auch das Kulturangebot wachsen und sich
verändern.
- Wir setzen uns dafür ein, dass interkulturelle Bildung einen höheren
Stellenwert erhält und ein vielfältigeres Angebot erfolgt.
Jugendkulturarbeit
Jugendkulturarbeit folgt einem Verständnis von kultureller Bildung, das
selbstorganisiertes ästhetisch-gestalterisches Handeln und Lernen in
Gleichaltrigengruppen mit einem starken lebensweltlichen Bezug in den
Mittelpunkt rückt. Die Jugendlichen sollen eigenständig entscheiden, welcher Art
von Kulturangeboten sie nachgehen und welche Ziele sie damit verfolgen möchten.
Wir wollen an ihre Interessen und Fähigkeiten anknüpfen und diese stärken.
Konkret fordern wir:
- Wir wollen jungen Menschen vielfältige Zugänge zur Kultur ermöglichen.
- Wir setzen uns für den Erhalt des Kulturpasses für junge Menschen sowie
des Kultursemestertickets für Studierende als Bestandteil kultureller
Teilhabe ein.
- Junge Menschen brauchen Möglichkeiten und Orte, in denen sie Kultur nicht
nur konsumieren, sondern selbst inszenieren können. Einen ersten Anfang
hat das Jugendcafé im Sommer 2023 am Augustinerhof gemacht. Wir GRÜNE
setzen uns vor Ort für Räume für Jugendliche ein, im besten Fall durch
selbstverwaltete Jugendzentren.
Erinnerungs- und Gedenkkultur
Historisches Erinnern bedeutet, Vergangenes zu vergegenwärtigen, in
verschiedenen Formen der Aufbereitung (z.B. durch Gedenktafeln, Bilder,
Dokumentationen oder Kundgebungen) in den Fokus zu rücken und somit aktiv gegen
ein Vergessen beizutragen.
Wir fordern konkret:
- Für unsere offene demokratische Gesellschaft unterstützen wir die
Schaffung und den Erhalt vielfältiger Geschichts- und Erinnerungsorte.
- Wir wollen Erinnerungskulturen vernetzen und stärken. In Zusammenarbeit
mit Museumspädagogik, Initiativen und Wissenschaft wollen wir Konzepte für
mehr Sichtbarkeit der dunklen Kapitel der Stadtgeschichte entwickeln.
- Eine Verbesserung der Sichtbarkeit und Aufwertung des jüdischen Erbes in
der Stadt, eine weitere Aufarbeitung der Trierer NS-Vergangenheit und des
Kolonialismus sind dringend notwendig. Wir wollen die Erinnerungskultur im
Stadtraum beispielsweise durch Audiotalks zu historischen Themen erlebbar
machen.
- Für den Jüdischen Friedhof in Trier-Süd wünschen wir uns ein Schaufenster
in der Ummauerung, das von außen einen Blick auf den Friedhof ermöglicht.
- Auch die beiden Weltkriege müssen in der Stadtgeschichte sichtbarer
werden. Bürger*innen müssen an unsere demokratischen Errungenschaften
erinnert werde, damit die Kriege vor der Haustür der EU nicht auf die EU
übergreifen.
- Wir fordern eine Umbenennung von Straßen, die nach Verbrechern, Mittätern
und Kriegstreibern aus Zeiten des Nationalsozialismus sowie des
Kolonialismus benannt wurden.
- Darüber hinaus wollen wir Anstöße zur Aufarbeitung der Kolonialzeit
liefern.
Migrant*innen willkommen heißen (Integration)
Trier ist eine humane, weltoffene und liberale Stadt. Das zeigte sich 2015, als
Tausende Flüchtlinge nach Trier kamen. Verwaltung, Behörden und Verbände haben
Strukturen geschaffen, diese Menschen unterzubringen, zu versorgen und bei
aufenthalts- und asylrechtlichen Fragestellungen, Wohnungssuche, Spracherwerb
und Arbeitsaufnahme zu beraten. Breite Unterstützung erhielten sie durch
Hunderte ehrenamtliche Helfer*innen, die die Neuankömmlinge in ihrer neuen
Heimat begleitet haben, etwa zu Behörden, und die Begegnungsräume („Welcome-
Cafés“) möglich gemacht haben.
Auch heute wieder ist die Hilfsbereitschaft der Freiwilligen hoch. Dazu trägt
das Konzept „Ehrenamtliche Flüchtlingsbegleitung“ bei, das seit Herbst 2015 von
der Ehrenamtsagentur Trier und dem Diakonischen Werk in Kooperation mit dem Amt
für Soziales und Wohnen durchgeführt wird, ebenso das Konzept „Soziale Betreuung
Asylbegehrender und Flüchtlinge im Stadtgebiet zur Bewältigung der
Herausforderungen von Flucht und Integration“. Dank des Engagements unserer
GRÜNEN Bürgermeisterin wurden dieses Konzept fortgeschrieben und konnten in
ihren Strukturen auch in Zeiten erhalten bleiben, in denen weniger Geflüchtete
nach Trier kamen. Diese konnten 2022 reaktiviert werden und eine gezielte
Unterstützung für geflüchtete Ukrainer*innen ermöglichen.
Wir fordern konkret:
- Wir GRÜNEN wünschen uns die weitere Fortsetzung dieser oben genannten
Konzepte, um Neubürger*innen zu unterstützen und schnell integrieren zu
können.
- Die Stadt soll auch in Zukunft Angebote an Sprach- und Integrationskursen
im Rahmen des entstehenden Bedarfs bereitstellen. Die Teilnahme daran soll
auch weiterhin allen Geflüchteten, unabhängig vom Status in etwaigen
Asylverfahren, Bleibeperspektive oder sonstiger Bedingungen, ermöglicht
werden.
- Trier zeichnet sich durch eine starke Zivilgesellschaft aus, die sich
immer wieder unermüdlich für eine humanitäre Flüchtlingspolitik und gegen
jede Form von Rechtspopulismus, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und
Nationalismus einsetzt. Wir GRÜNEN arbeiten weiter mit allen
zivilgesellschaftlichen Kräften zusammen, um diese Kultur zu erhalten und
zu stärken.
Zuwanderung bereichert unsere Gesellschaft
Zuwanderung hat viele Gründe. Unsere Migrations- und Fluchtpolitik hat ein
zusammenwachsendes, wertschätzendes Miteinander zum Ziel.
Deshalb fordern wir konkret:
- Wir stehen für eine offene Gesellschaft, die ausländische Neubürger*innen
und Geflüchtete herzlich willkommen heißt und sie beim Ankommen nachhaltig
auch in der Familienzusammenführung unterstützt.
- Damit Integration gelingt, wollen wir gute Rahmenbedingungen schaffen.
Dazu gehört auch eine dem Bedarf entsprechend ausgestattete
Migrationsberatung.
- Teilhabe und Mitbestimmung müssen gleich zu Beginn möglich sein. Dafür
braucht es den Zugang zu Sprache, Bildung und Arbeit.
- Wir fordern, dass Geflüchtete unabhängig von ihrem Asyl- oder
Aufenthaltsstatus die Möglichkeit zum Spracherwerb erhalten und der Zugang
zum Ausbildungs- und Arbeitsmarkt gefördert wird.
- Geflüchtete Menschen benötigen Zugang zu Therapien und medizinischer
Versorgung in ihrer Muttersprache oder mit speziell ausgebildeten
Sprachmittler*innen. Wir setzen uns dafür ein, dass Sprachmittler*innen
auch für therapeutische Behandlungen aus öffentlichen Mitteln gezahlt
werden. Die städtische Verwaltung selbst muss hier Vorbild sein.
- Wir fordern die Verbesserung des städtischen Online-Auftritts für
Migrant*innengruppen. Außerdem soll die Verwaltung einen Pool an
mehrsprachigen Mitarbeiter*innen vorhalten, welche bei Bedarf bei
Vorsprachen in Ämtern als Übersetzer*innen tätig werden.
- Wir fordern, dass Informationen für Eltern von Kindern in Schule und
Kindergärten jeweils in einfacher Sprache sowie den Sprachen der
ausländischen Mitbürger*innen ausgehändigt werden.
- Wir wollen die Mitsprache der Menschen mit Migrationshintergrund stärken.
- Wir fordern, dass der Beirat für Migration wieder stärker an die
Fraktionen im Stadtrat angebunden wird, indem sie – so wie von der
Arbeitsgemeinschaft der Beiräte für Migration und Integration Rheinland-
Pfalz empfohlen, wieder stimmberechtigte Mitglieder in den Beirat
entsenden.
Alle für alle (Ehrenamt)
Ehrenamtliches Engagement trägt und stützt unser gesellschaftliches Miteinander.
Ohne die vielen Trierer Ehrenamtler*innen würde unsere soziale
Versorgungsstruktur zusammenbrechen. Sie übernehmen wertvolle Hilfeleistung
dort, wo die kommunale Versorgung nicht ausreicht. Wir wollen das Ehrenamt
stärken und aufwerten. Neben der Sicherstellung der langfristigen Förderung
ehrenamtlicher Strukturen, sollen die aktiven Ehrenamtler*innen gefördert
werden.
Deshalb fordern wir konkret:
- Wir GRÜNEN setzen uns für eine kostenfreie Nutzung des städtischen ÖPNV
für Ehrenamtliche (Ehrenamtsticket) ein.
- Wir setzen uns dafür ein, dass ehrenamtliche Strukturen besser mit dem
beruflichen Alltag vereinbar und stärker anerkannt werden. Wir begrüßen
es, wenn Arbeitgeber*innen ehrenamtliche Tätigkeiten ihrer Angestellten
durch z.B. Freistellung von der Arbeit unterstützen und die im Ehrenamt
erworbenen Qualifikationen wertschätzen. Die Stadt Trier geht hier mit
gutem Beispiel voran.
- Auch Schüler*innen sollen durch das Ausüben eines Ehrenamts keine
Nachteile erfahren. Vielmehr soll ihr Engagement lobend hervorgehoben und
befürwortet werden.
- Wir unterstützen die Bestrebungen der Landesregierung, zusammen mit dem
Bund bessere Rahmenbedingungen für Freiwilligendienste wie FSJ, FÖJ und
BFD zu schaffen und wollen mit den Trierer Einsatzstellen von
Freiwilligendiensten hierzu in den Austausch gehen.
Vereinsleben als wichtiger Faktor für gesellschaftliche
Teilhabe
Vereine stellen das Rückgrat unserer Gesellschaft dar, weil sie durch ihre
unterschiedlichen Angebote und Ausrichtungen zu sozialen Kontakten und
Beschäftigungen führen und einen Ausgleich zu Beruf, Schule oder anderen
Verpflichtungen darstellen. Sie sind daher auch von entscheidender Bedeutung auf
dem Weg zur inklusiven Gesellschaft. Die Stadt sollte sich daher in einen
kontinuierlichen Austausch mit allen Verbänden (also den Dachorganisationen
mehrerer Vereine) begeben, um frühzeitig zu erkennen, welche Probleme und
Fragestellungen auftreten.
Wir fordern konkret:
- Viele Ortsbeiräte unterstützen die Vereine in ihrem Stadtteil mit Geld aus
ihrem Budget. Diese Zuwendungen sind eine wichtige Hilfe für die Vereine
vor Ort. Dies ist einer der Gründe, warum für uns der Erhalt des
Ortsbeiratsbudgets nicht verhandelbar ist.
- Für viele Vereine stellt die um sich greifende Bürokratie ein großes
Problem bei der Organisation und Durchführung ihrer Projekte und
Veranstaltungen dar. Wir wollen erreichen, dass die Stadt Verfahren
vereinfacht, Auflagen in Fragen stellt und den Vereinen bei der Erfüllung
notwendiger Auflagen unterstützt.
- Das Fanprojekt der Eintracht Trier ist ein wichtiger Akteur, der bei
weitem nicht nur eine Initiative zur Unterstützung einer Fußballmannschaft
darstellt. Es leistet wichtige soziale und Jugend- und Jugendsozialarbeit
in ganz Trier, insbesondere im Trierer Norden, und hilft beim Vermitteln
demokratischer Werte. Die Stadt muss sich dafür einsetzen, dass der
Fortbestand in geeigneten Räumlichkeiten dauerhaft gesichert ist.
- Trier hat mit den Rollstuhlbasketballern der „Dolphins“ einen Verein, der
nicht nur selbst einen inklusiven Sport auf deutschlandweitem
Spitzenniveau praktiziert, sondern darüber hinaus auch sehr viele
inklusive Sportangebote für die städtische Bevölkerung anbietet. Das ist
ein Idealbeispiel, von dem viele andere Vereine lernen können. Wir sehen
die Stadt in der Verantwortung, gemeinsam mit den Vereinen (nicht nur im
Sportbereich) Lösungen zu entwickeln, damit niemand von der Teilnahme am
Vereinsleben ausgeschlossen wird. Gerade die finanzielle Lage der*des
Einzelnen darf hier kein Ausschlussgrund sein.
- In Vereinen können sich Einheimische und Migrant*innen neu begegnen und
Interessen teilen. Dadurch können neue Freundschaften und mehr Verständnis
für die gegenseitigen Lebensrealitäten entstehen. Gleichzeitig können
diese Begegnungen ein verständnisvolles und respektvolles Miteinander
fördern. Deshalb wollen wir eine intensive Vernetzung von und
Zusammenarbeit mit Vereinen, Initiativen und Migrant*innen.
- Für Migrant*innen zwischen 12 und 27 Jahren gibt es das Projekt „MAJU!“
(Migrant*innen aktiv und jung) des Internationalen Bundes, das
Begegnungsmöglichkeiten schaffen und die Vermittlung der jungen Menschen
in Vereine, Initiativen o.Ä. erleichtern möchte. Ähnliches wünschen wir
uns für die erwachsenen Menschen.
Vielfalt
Als feministische Partei setzen wir uns für die Gleichberechtigung aller
Menschen ein. Unsere Gesellschaft ist geschlechtlich und sexuell vielfältig.
Diese Vielfalt wollen wir stärken, schützen und ein wertschätzendes Bewusstsein
frei von Diskriminierungen schaffen. Die Stärke unserer Gesellschaft liegt in
der Vielfalt ihrer Mitglieder. Jede*r hat ein Recht auf freie Entfaltung ohne
Angst vor Gewalt und Diskriminierung.
Wir fordern konkret:
- Geschlechtsspezifische Gewalt hat keinen Platz in einer freien und
demokratischen Gesellschaft. Sich auf das soziale Geschlecht beziehende
Stereotype hindern Menschen in ihrer freien Entfaltung. Wir wollen
geschlechtsspezifische Gewalt bekämpfen und mit unserer Öffentlichkeits-
und Aufklärungsarbeit Stereotype in Frage stellen und Neubewertungen
anregen.
- Wir setzen uns für die Gleichberechtigung aller Geschlechter ein. Die
Stadt Trier soll als Vorbild fungieren. Wir unterstützen daher
ausdrücklich die Umsetzung des 1. Aktionsplans Gleichstellung im Rahmen
der Europäischen Charta und fordern die langfristige Weiterführung und
Fortschreibung.
- Ein Aktionsplan Gleichstellung LGBTQIA muss aufgestellt und realisiert
werden. Dies muss in enger Kooperation mit der Trierer Community erfolgen.
- Menschen aller Geschlechter müssen bei städtischen Entscheidungen und
Vorhaben berücksichtigt werden. Gleichberechtigung braucht eine
geschlechtergerechte und diskriminierungsfreie Außenwirkung. Wir fordern
daher, dass auf den Flächen der Stadt Trier keine sexistischen,
rassistischen oder diskriminierenden Werbeinhalte mehr gezeigt werden.
Dies wollen wir auch in der Sondernutzungssatzung verankern.
Bewegtes Trier (Sport)
Für das gesellschaftliche Leben in Trier ist der Sport eine wichtige Säule.
Insbesondere Vereine und Verbände sind Orte des Miteinanders und der
Gesundheitsförderung. Sie bieten Raum für Austausch und leisten wertvolle Hilfe
zur Integration und Inklusion.
Das breit gefächerte Angebot der Vereine und Verbände in der Trierer
Sportlandschaft ist zu großen Teilen ehrenamtlich organisiert. Es leistet einen
wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Leben. Wir möchten Vereine und Verbände
unterstützen und stärken. Zusammen mit allen Akteur*innen wollen wir in Trier
eine vielfältige und integrative Sportkultur schaffen.
Ein GRÜNER Grundsatz ist die Ermöglichung von Teilhabe für alle Menschen. Host
Town für die Special Olympics 2023 mit Inklusivem Sportfest auf dem
Viehmarktplatz und die erfolgreichen RSC-Rollis '85: erste Schritte hin zu einer
inklusiven Sportstadt hat Trier bereits getätigt. Wir wollen den Gedanken der
Inklusion breiter und prominenter in die Öffentlichkeit tragen und mehr Menschen
mit Behinderungen die Teilhabe am Sport ermöglichen, barrierefrei Zugänge
ausbauen und die Trierer Sportlandschaft inklusiver gestalten.
Wir fordern konkret:
- Wir möchten das vielfältige Angebot von Vereinen und Verbänden in der
Trierer Sportlandschaft stärker bekannt machen, um möglichst vielen
Bürger*innen die Teilhabe zu ermöglichen. Verbände und Vereine und alle
weiteren Akteur*innen sollen sich vorstellen können, und Bürger*innen,
Eltern und Kinder sollen sich unverbindlich, niedrigschwellig und
vielfältig informieren können.
- Sportbegeisterte Bürger*innen wünschen sich nicht immer die Mitgliedschaft
in einem Verein oder Verband. Wir fordern daher den Ausbau von
öffentlichen und niedrigschwelligen Fitness- und Gesundheitsangeboten im
Stadtgebiet, die möglichst barrierearm sein und inklusive Elemente
enthalten sollen. Diese Angebote schaffen Begegnungsstätten und fördern
das gesellschaftliche Miteinander sowie die Gesundheit.
- Viele Schulen ermöglichen ihren Schüler*innen durch Kooperationen mit
außerschulischen Sportangeboten das Kennenlernen vielfältiger
Sportangebote. Wir begrüßen dies und möchten solche Kooperationen fördern
und weitere Schulen hierzu ermutigen.
- Die städtischen Sportanlagen und Schulhöfe sollen im Rahmen der
Möglichkeiten auch außerhalb der Schulzeiten geöffnet bleiben und der
Allgemeinheit zugänglich gemacht werden. Bolz- und Spielplätze sind zu
pflegen und müssen in neuen Baugebieten eingeplant werden.
- Wir GRÜNEN wollen die Angebote zum Erlernen der Schwimmfähigkeit von
Kindern und Erwachsenen sowie die Wassergewöhnung in Kindertagesstätten
ausbauen und verstetigen. Gemeinsam mit allen Akteur*innen, den Schulen
und dem Bereich Schule und Sport möchten wir Lösungen für lange
Wartelisten, Personalmangel und begrenzte Kapazitäten finden.
- Wir GRÜNEN sprechen uns insbesondere in den Stadtteilen West, Nord und Süd
für das Errichten von Streetmekkas aus, die neben Sport-, und
Kulturzentren insbesondere Begegnungsstätten darstellen.
- E-Sport bietet Chancen für Inklusion und Integration. Wir GRÜNEN wollen
den E-Sport in der Stadt etablieren, fördern und voranbringen.
- Mädchen und Frauen sind in vielen Bereichen des Sports, in Vereinen und
Verbänden weiterhin unterrepräsentiert, sei es als Übungsleiterinnen,
Schiedsrichterinnen, Kampfleiterinnen oder in der Ausübung bestimmter
Sportarten. Wir wollen das gesellschaftliche Ziel der Gleichstellung auch
im Sport voranbringen.
- Wir GRÜNEN wollen an der Umsetzung eines Sportentwicklungsplans arbeiten
und ausreichend Personalstellen für die Planung, Fördermittelbeschaffung
und bauliche Umsetzung der Projekte bereitstellen.
- Wir fordern die Fortführung der begonnenen Sanierung städtischer
Sportstätten unter Berücksichtigung der Barrierefreiheit sowie
energetischer und nachhaltiger Kriterien.
Änderungsanträge
- Ä2 (Robin Danzl (KV Trier), Zurückgezogen)
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